07 September 2007

Erste Eindrücke

Nach der Ankunft am Montag abend in Hangzhou, als mich der Bus vom Shanghaier Flughafen an einem großen sports stadium ausgespuckt hat ist einiges passiert. Ein Taxi hat mich noch bis zum Campus gebracht, Gott sei Dank in die Nähe des International College, das ich dann auch bald gefunden hab. Dort konnten sie aber meinen Namen erst auf der dritten Liste finden, nachdem ich hartnäckig geblieben bin: ich wohne nicht hier, sondern in einem Wohn vor dem Main Gate des Campus. Mit dem Mini-Plan auf der Visitenkarte, die sie mir in die Hand gedrückt haben, hätte ich das nie gefunden, also hab ich mir im erstbesten Chinesen-Wohnheim einen chinesischen Studenten gekrallt, der mich dann auch recht bereitwillig über den Campus zu meinem Wohnheim geführt hat. Er musste sich zwar auch durchfragen, das lag wohl daran, dass man erst durch ein paar ziemlich heruntergekommene Wohnblocks muss um in einem Hinterhof das „Old Dorm“ für einen Teil der International Students zu finden. Sein erster Kommentar zum Zimmer war ernüchternd: „a bit simple“.

Aber es ist OK hier. Zwar ist es ein Doppelzimmer, was für mich in Deutschland noch absolut unvorstellbar war, aber ich hatte großes Glück, mit Tim, einem Niederländer zusammengestckt zu werden. Bzw, der Hausmeister sperte mir ein Zimmer auf, in dem Tim auf dem Bett chillte... ;-)

Sachlich eingerichtet, schon etwas älter, aber sauber. Duschen und WC sind auf dem Gang, etwas grenzwertig, alles ein bisschen wie in einer schlechten Jugendherberge.
Aber zu miener Überaschung fühle ich mich ganz wohl hier, bin viel mit Tim unterwegs. Bereits am ersten abend kamen 3 unterschiedliche Studenten an unsere Tür, um Hallo zu sagen und uns aufs Zimmer nebenan einzuladen, um sich bisschen kennenzulernen. Kurzer Abriss der Nationalitäten: Brasilien, Argentinien, Italien, Belgien, Holland, Australien, Ukraine, USA und nicht zu vergessen etliche Deutsche. Das geht soweit, dass ich ungefähr genauso viele englische Wörter gelernt habe wie neue chinesische und komplett in englisch denke. Ich muss mich während dem Tippen dieser Zeilen echt anstrengen, nicht ins englische zu fallen, da sämtliche Konversation hier, selbst mit den Deutschen da immer noch jemand anders dabei ist, auf englisch verläuft.

Die folgenden Tage war ich viel mit wechselnden Grüppchen unterwegs, Grundausstattung wie Wäschespinne und Becher einkaufen, an der Uni registrieren und bei der Polizei die Residents Permit beantragen. Und morgen muss ein Fahrrad her. DIe Wege sind 10mal weiter, als aie auf dem Stadtplan aussehen, irgendwo müssen ja die 1,7 bis 6 Millionen (abhängig von der Quelle) ja auch Platz haben.... Neue Fahrräder kosten übrigens 17-40 Euro, abhängig davon, ob mit Schaltung oder ohne ;-)

Es war unglaublich viel Papierkram in den ersten Tagen. Ich hatte Glück, dass der Australier bereits an der Schlage zur Uni-Registrierung verzweifelt ist und uns Dienstag morgen um 8 hingeschleppt hat. Somit waren wir die ersten und saßen trotzdem ca. 30 Minuten im Büro des Verantwortlichen, der so gar nicht verantwortlich ausah.... Er füllte also unsere Formulare auf seinem Zettelberg auf seinem Schreibtisch aus, klebte die 4 Passphotos, die wir alleine in dieser halben Stunde brauchten mit einem Flüssigkleber, in dem nur noch ein kleiner Rest übrig war (wie gern hätte ich ihm in diesem Moment einen Klebestift in die Hand gedrückt...) und am Ende hatten wir einen zusammengetackerten Berg an neuen Formularen, mit denen wir noch zur Polizei sollten... Aber es ging alles klar, ich hatte alles nötige mit, guter Start somit....

Der Einstufungstest ging auch glatt. Sehr angenehm, wie freundlich und hilfsbereit die Lehrerinnen im Oral Test blieben, auch wenn man nur auf jede zehnte Frage antworten konnte ;-)
Der Written Test war zwar kaum machbar alles, aber das ja erwartungsgemäß, zumindest muss ich nicht in den Nuller-Kurs ;-)

Dazwischen habe ich noch Martin getroffen, der schon mal ein Jahr in Hangzhou war um eine chinesische SIM-Card fürs Handy zu kaufen. Tolle Sache, kostet 10 Euro, die dir über die Laufzeit von 10 Monaten wieder gutgeschrieben werden. SMS ins Ausland kostet 10 Cent, ein Telefonat ca 15 Cent. Inneralb Hangzhous sind die Gespräche im Cent Bereich, angerufen werden kostet nie, auch nicht aus Deutschland.... Wow!

Gestern abend waren wir zum ersten Mal am West Lake, der Hauptatttraktion Hangzhous. Und das vollkommen zu recht, der See liegt mitten in der Stadt, wir konnten von unserem Spot auf einer Insel sowohl die Skyline der Innenstadt als auch eine beleuchtete Riesenpagode auf den Hügeln hinter dem See sehen: traumhaftes Panorama, wie man in Sachsen so schön sagt....




Am Samstag gibts noch die Lehrbücher, ab Montag geht also das Studium los. Ich bin jetzt schon heiß auf Alltag, darauf, endlich hoffentlich schnelle Fortschritte zu machen.

Aber zuerst gibts morgen dann die 3. Wohnheimparty seitdem ich hier bin, Themenparty: „everyone brings 5 songs from his country“. Hey, wollt ihr wirklich Sascha und, Herbert und de Randfichten hören? Am Samstag dann noch die große WelcomeParty im ReggaeClub. Wird sicher übel, schlechte Musik, angestrengt Spaß habende Leute: aber hey, ich werd was trinken, und ich bin im Auslandssemester, so läuft das doch, oder?!?

Immer wieder hab ich den Eindruck, nen Rückschritt zu machen, was meine Ausbildung und persönliche Entwicklung angeht. Das Wohnheimleben, das allabendliche Zusammensitzen auf dem Gang oder einem Zimmer, der Smalltalk und die Mottoparties: hey, bin ich wieder 17? Aber mal sehen, wie alles aussieht, wenn das Semester läuft.

Alles in allem fühlt es sich momentan richtig gut an, ich hab nette Leute um mich herum, essen ist billig ;-) Und heute kam sogar mal die Sonne zwischen den Wolken durch. Oder ists Smog?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ganz schön hart und rückständig so ein Studentenleben!
Werde auch bald Hangzhou besuchen und auch deshalb weiterhin deine Berichte lesen.
Liebe Grüße von Inge